Mobiles Internet ohne Drosselung: Gibt’s sowas überhaupt?

Tablets und Smartphones werden unterwegs am häufigsten genutzt, das Herabsetzen der Geschwindigkeit nach Verbrauch des im Tarif integrierten Datenvolumens kann schnell zu Frust führen.

Bei Vielnutzung ist ein Vertrag ohne Drosselung eventuell die bessere Wahl. Gibt es solche? Existiert die Möglichkeit, die Datenbremse zu umgehen? Was stellt für Dich die beste Lösung dar? Was sind Deine Bedürfnisse?

Mobiles Internet ohne Drosselung

In diesem Beitrag präsentieren wir alle relevanten Informationen zum Thema Mobiles Internet ohne Drosselung.


Mobiles Internet ohne Drosselung: Fragen & Antworten

Was bedeutet die Datenbremse?

Mobiles Internet ohne Drosselung 2

Obwohl die Mobilfunktechnologie LTE schnellen Datenverkehr erlaubt, bezieht sich “Flatrate” nicht auf den Datenverbrauch.

Bei jedem Tarif gibt es eine Grenze, z.B. 4 Gigabyte im Monat.

Wird dieses Volumen überschritten, sinkt das Tempo in der Regel auf 64 Kbit/s (Video-Streaming unterwegs unmöglich), andere Anbieter bieten noch 1 MB/s.

Benötigt man mehr Highspeed, kann man ihn in kleineren Einheiten wie 100MB nachkaufen, was sehr teuer ist.

Mobiles Internet ohne Drosselung betrifft alle Geräte, egal ob Smartphone, Tablet, oder Surfstick.

Wie umgehe ich die Drosselung?

Drosselung umgehenIn einigen Fällen ist die Beschränkung auszuhebeln – beispielsweise durch Nutzung eines öffentlichen Hotspots bzw. eines freien öffentlichen WLAN Zugangs. Von einigen Providern werden Dienste vom Datenvolumen abgekoppelt und sind somit in Bezug auf das Volumen kostenfrei (z.B. Stream On der Telekom).

Du weißt, dass Du unterwegs oftmals das Internet brauchst? Falls die Einschränkung Deines Surfverhaltens für Dich keine Möglichkeit darstellt, ist für Dich die Überlegung ratsam, Dein Mobil-Volumen vertraglich höher anzusetzen, das spart Dir die Drosselung.

Was ist der Unterschied zwischen Prepaid und Verträgen?

Hier besteht kein Unterschied.

Prepaid und Verträge mit Laufzeit sind gleichermaßen von der Daten-Bremse betroffen. Der Unterschied ist allein die Geschwindigkeit, auf die gedrosselt wird. Ist es bei einem großen Provider mit 1 MB/s noch deutlich flott, wird bei den meisten anderen auf 64 Kbit/s runtergeregelt, andere Anbieter machen den Tarif noch langsamer.

Schnelles Surfvergnügen ist somit ausgeschlossen.

Ist die sogenannte Datenautomatik hilfreich?

DatenautomatikWie der Name schon sagt (Datenautomatik), wird dem Kunden automatisch, falls er sein Volumen verbraucht hat, neues hinzugebucht.

Dies kann richtig teuer werden, was viele Kunden zu Beschwerden bei Verbraucherzentralen bewegte. Das zeigte Wirkung: heute ist dieses Feature in den meisten Fällen auf drei Buchungen im Monat beschränkt, es kommt vorab eine SMS zur Bestätigung.

Vor allem bei kleineren Anbietern ist die Datenautomatik oftmals fester Vertragsbestandteil und kann nur schwer gekündigt werden.

Die Lösungen der Großunternehmen

Seit März 2018 bietet die Deutsche Telekom den ersten Tarif für mobiles Internet ohne Drosselung. Man bekommt eine “wirkliche Flatrate” für sein Handy.

Hier ist das Volumen in keiner Art eingeschränkt, Ausnahmen im Kleingedruckten gibt es nicht. Der Tarif nennt sich “MagentaMobil XL” und schlägt derzeit mit 80 Euro pro Monat zu Buche, Allnet und SMS Flats sind enthalten. Das Angebot besteht nur in Deutschland, im EU Ausland gilt die Grenze von 23 GB. O2 ist seit August mit dem “O2 Free Unlimited” für 60 Euro mit an Bord.

Wieso wird das Mobilnetz gedrosselt?

Mobilfunknetz Drosselung SendemastIm Allgemeinen wird angenommen, dass die Anbieter mit der Drossel nur aufs Geld aus sind.

Es wird vergessen, dass viele Menschen einen Sendemast gemeinsam nutzen und Leistung benötigen.

Um dies im Auge zu halten, setzt der Provider Grenzen. Der Umgang mit dem Datenkontingent wird sparsamer. Dies hat Vorteile für alle User, die Geschwindigkeit des Mobilnetzes bleibt konstant.

Wieviel Datenvolumen brauche ich?

Tarife mit mehr Gigabyte sind teurer.

Mithilfe von Apps kann jeder für sich herausfinden, wieviel an mobilen Daten verbraucht wird, oftmals sind diese auf den Geräten vorinstalliert.

Dementsprechend kann der Vertrag eingestellt werden. Wer das eigene Nutzungsverhalten im Auge behält und z.B. Videostreaming und größere Downloads ins heimische Netzwerk verlegt, spart sein Mobilvolumen.

Empfehlenswertes Video von Rayk Anders zum Thema:


Situation im EU-Ausland

EU FlagDie Flatrates in den EU-Nachbarländern sind um vieles günstiger als in Deutschland.

In Polen bekommt man 100 GB für 19 Euro (und das von einer Telekom-Tochter!), in Italien liegt der Preis mit 25 Euro für 100 GB auch im günstigen Bereich.

Technische Erklärung

Datendrossel

Die Verbindung zum mobilen Internet wird bei Eintreten der Datenbremse nicht getrennt.

Sie greift nach Verbrauch der tariflich enthaltenen Gigabyte, bei den meisten Anbietern wird die Verbindungsgeschwindigkeit annähernd auf das Tempo zurückgeschraubt, die zu den Anfängen des Internets mit einem Modem erreicht wurden.

Webseiten sind heutzutage auf Grund ihrer Beschaffenheit weit größer geworden, das gedrosselte Surfen wird durch dies nervtötend und es ist kaum möglich, normal zu surfen.

Mit LTE bauen sich Websites einer Größe von einem MB binnen von Sekunden auf, mit der niedrigsten Geschwindigkeit von 16 Kbit/s dauert dies mehr als acht Minuten.

Info: Mittlerweile wurden die über LTE sendbaren Datenraten nahezu verdoppelt. Auf einem 10 MHz Frequenzkanal ist brutto eine Datenrate von 103 Mbit zu realisieren. Durch technische Abzüge bleiben 82 bis 90 Mbit/s für den Download-Transfer übrig. Entsprechend dem heimischen DSL / VDSL ist die Upload-Geschwindigkeit im Mobilnetz in gleicher Weise geringer.

Die Vorteile von LTE

In ländlichen Gebieten herrschen die alten Kupferleitungen vor. Werden bis zu 16 Mbit im Down erreicht, ist dies als gute Ausnahme anzusehen.

Bei der Telekom kommt hier der sogenannte “Hybrid-Tarif” ins Spiel, eine Mischnutzung von normalem DSL und LTE. Mit einem speziellen Router wird gemäß der technischen Lage eine schnellere Verbindungsgeschwindigkeit erzielt.

“Magenta- Zuhause-Hybrid” steht bei der Drosselung des Volumens außen vor.

Außerhalb der städtischen Gebiete existieren in vielen Fällen noch keine Glasfaserleitungen. Hier stellt das LTE zumindest eine Teilalternative dar: Die Geschwindigkeit übersteigt die der alten Kupferleitungen um ein Vielfaches.

Wie Provider mit Drosselung umgehen

Provider Drosselung
Da hilft wohl auch ein Anruf beim Provider nicht.

Über viele Jahre hinweg “gewöhnten” Provider ihre Kunden an die Situation, dass mobiles Internet begrenzt und teuer ist.

In den Werbeversprechen versuchen sie den Eindruck zu erwecken, es gäbe unbegrenztes schnelles Surfen, was sich in der Regel als unwahr herausstellt.

Im Kleingedruckten finden sich Hinweise, wie weit der Speed nach Verbrauch des Inklusiv-Kontingents reduziert wird. Auf den Webseiten der Anbieter sind oftmals irreführende Grafiken und Informationen dargestellt, die den Kunden in Sicherheit vor einer Drosselung wiegen sollen. Dies führt oftmalig zum Abschluss von Verträgen, wo sich im Nachhinein böses Erwachen anbahnt.

E-Plus hatte Tarife mit “Datenvolumen unbegrenzt” beworben. Dies untersagte das Landgericht Potsdam dem Unternehmen im Februar 2016 (AZ.: 20148/14). “…Wird dem Kunden unbegrenztes Datenvolumen in Aussicht gestellt, darf ihm nach Überziehen des Limits die Geschwindigkeit nicht stark ausgebremst werden…” In diesem Fall war die Surfgeschwindigkeit bei 21,6 Mbit, nach der Drosselung waren nur mehr 56 Kbit gegeben. Laut Gericht benachteiligt dies den Kunden zu Unrecht, und ist folglich unwirksam. Andere Anbieter stören sich nicht an diesem Urteil und werben im Internet wie bisher mit der Klausel “unbegrenztes Datenvolumen”.

O2 geht denselben Weg und vermarktet die Flatrates mit “unendlich Surfen und Streamen”. In diesem Fall ist dies korrekt, weil O2 eine “weiche Drosselung” eingeführt hat, die im Anschluss an das reguläre Volumen noch eine Geschwindigkeit von 1 Mbit/s ermöglicht.

Info: Bei einer Geschwindigkeit von 1 Mbit/s ist das Internet zwar merklich langsamer, das Aufrufen von Webseiten funktioniert aber noch trotzdem in einer akzeptablen Zeit und auch YouTube-Videos können (in schlechterer Qualität) angesehen werden.

Viele Kunden wären gerne ausgiebiger mit ihren Geräten im Mobilnetz unterwegs, aber die wenigsten sind bereit, die höheren Preise für mehr Gigabyte zu entrichten.

Die Preise für Tarife ohne Drossel werden nur sinken, falls seitens der Anbieter eine Notwendigkeit besteht. In der Regel existiert ein DSL / VDSL Anschluss zuhause, mit zu freigiebigen Smartphone-Tarifen würde sich mancher Provider zum eigenen Konkurrenten werden. Bis eine Preissenkung eintritt, wird mit Sicherheit noch einiges an Zeit vergehen.

Quelle: Reddit

2016 ermöglichte ein australischer Anbieter seinen Kunden einen Tag freie Datennutzung um sich für Netzausfälle zu entschuldigen. Dies nutzte das Klientel sofort aus: es wurden nahezu 2 Terrabyte an Daten heruntergeladen, was zirka 5.1 Millionen Folgen einer Serie entsprach. Ein User teilte per Screenshot über Reddit mit, dass er 421 GB herunterlud, indem er sein Smartphone mit dem Computer verband.


Summa summarum: Unser Fazit

Seit März 2018 ist “echtes” Datenvolumen ohne Beschränkung bei manchen Providern im Angebot.

Eine wirkliche Alternative zu den Volumentarifen wird es nur für einen richtigen Power-User sein.

Die speziellen Tarife der drei großen Provider, die mobiles Internet ohne Drosselung bieten, sind äußerst kostspielig. Die meisten Kunden, die mit ihrem Datenvolumen nicht auskommen sind unterwegs am besten mit kostenfreiem WLAN und HotSpots beraten, bzw. sie verlegen Daten intensive Aktivitäten ins heimische DSL-Netz.

Bis die Tarife von Telekom, Vodafone und O2 spürbar günstiger werden, geht noch einiges an Zeit ins Land. Bis es soweit ist, muss sich ein jeder entscheiden, ob er sich einschränken bzw. sein Volumen auf ein höheres Standard-Kontingent ausweiten möchte. Mit Fortschritt der Mobil-Technik können mehr User zusammen mit Highspeed im Mobile Web unterwegs sein und es ist anzunehmen, dass in Folge die Preise sinken.